Begleite Fortsetzungsromane bei ihrer Entstehung!
 

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Aufspülen. Wie ich es hasste!
Eigentlich war ich ja die geborene Camperin. Ich konnte mir keinen schöneren Urlaub vorstellen, als mit meinem Bruder und seiner Freundin, die by the way auch noch meine beste Freundin war, die Sachen zu packen und ab ins warme Italien ans Meer zu brettern. Wir arrangierten uns prima, ich hatte ein Zelt für mich alleine und Stella und Dave teilten sich ein großes.
Man könnte meinen, ich wäre womöglich das fünfte Rad am Wagen, aber das war ganz und gar nicht der Fall. Dave passte einfach immer rührend darauf auf, dass es mir gutging und Stella... der konnte ich nie böse sein. Für mich war sie auch wie eine Schwester.
Gerade hatten wir unser Frühstück beendet. Naja, es hätte auch unser Mittagessen sein können. Im Urlaub nahmen wir es da nicht so genau. Und heute war mein Spültag. Wie ätzend!
Ich lud also alles Geschirr in einen großen Plastikeimer, bewaffnete mich noch mit Handtuch und Spülmittel und watschelte los. Einen Stellplatz direkt weit vorne am Meer ergattert zu haben, war zwar ganz reizvoll, dafür war der Weg zur Spülstation umso weiter. Mit meinen Flip Flops wirkte der Spüli-Catwalk auch nicht gerade sehr elegant.
Und so kam es, wie es kommen musste: ich blieb an meinen eigenen Füßen hängen und stolperte. Der volle Eimer krachte scheppernd zu Boden und ich plumpste der Länge nach auf den Kiesweg. Großartig!
Ich seufzte und atmete dreimal tief durch. Bei dem Lärm, den ich veranstaltet hatte, konnte ich es mir wohl abschminken, unentdeckt geblieben zu sein.
"Signorina, tutto bene?" Jemand packte mich am Oberarm und drehte mich langsam herum auf den Rücken. Die Sonne strahlte direkt in mein Gesicht. Außer dem Umriss einer Männergestalt konnte ich nichts wahrnehmen. Außerdem war ich sowieso noch mit mir und der peinlichen Lage beschäftigt, in die ich mich mal wieder erfolgreich hineinmanövriert hatte.
"Signorina, per favore respondimi!" Der männliche Schatten umfasste meine Handgelenke und zog mich in eine sitzende Position. Er stellte ein Bein auf und drückte mich sanft dagegen, sodass ich es als Lehne benutzen konnte.
"Guardami!" Noch ein weiterer tiefer Atemzug... Dann traute ich mich, ihn anzusehen.
Ich blickte in warme, braune Augen, deren goldene Reflexe das Sonnenlicht zu spiegeln schienen. Dunkle Locken umspielten das markante Gesicht mit den klaren geraden Zügen. Es wirkte so perfekt, als wäre es aus Porzellan geformt. Irgendwie nicht von dieser Welt.
"Ich spreche leider kein Italienisch", hörte ich mich selber stammeln und war überrascht, dass überhaupt schon Worte über meine Lippen kamen. Das engelsgleiche Gesicht zauberte ein breites Lächeln auf seine Lippen.
"Mama mia, grazie a dio!" Er legte mir seine angenehm kühle Hand auf die Wange. "Tutto bene? Geht es dir gut?"
"Äh..." Der spontane Wechsel in ein nahezu perfektes Deutsch verwirrte mich nur noch mehr. "Ja, ich... ich denke schon", flüsterte ich und blickte an mir herunter. Es schien aber soweit wirklich alles in Ordnung zu sein. Auch das Bild von einem Mann musterte mich aufmerksam. Erst als er selbst nichts an Schrammen entdecken konnte, griff er mir unter die Arme.
"Dann mal hoch mit dir", kommentierte er und zog mich mit Leichtigkeit hoch. Mein Gott, konnten die verrücktgewordenen Schmetterlinge in meinem Bauch vielleicht mal wieder Ruhe geben?
Ich stand noch etwas wacklig auf den Füßen und der junge Gott griff wieder zu, als ich einen ungewollten Schritt zur Seite machte. "Mir geht's gut", wiegelte ich schnell ab. Meine Haut prickelte, wo er mich berührt hatte, was das Denken nicht gerade einfacher machte.
Erst jetzt bemerkte ich, dass wir gar nicht alleine waren. Zwei weitere junge Männer hatten sich bereits die Mühe gemacht und mein Plastikgeschirr wieder aufgesammelt. Die ganze Situation war an Peinlichkeit echt nicht mehr zu überbieten. Am liebsten wäre ich im Boden versunken.
"Ecco!" Mit einem freundlichen Lächeln reichte mir einer der beiden den vollen Eimer. Ich konnte sein Lächeln nur erwidern, mehr brachte ich nicht zustande. Da stand ich nun, umklammerte mit beiden Händen den Griff des Eimers und blickte zu Boden wie ein schuldbewusstes Schulmädchen.
"Dann sehen wir uns später vielleicht mal wieder", meinte der italienische Engel. Es klang so selbstverständlich, dass ich mich entspannen konnte und ihn wieder ansah. "Ja, vielleicht..." Er drehte sich um und wollte schon gehen, da hielt er nochmal inne und berührte mich mit einem Finger am Ellbogen.
Oh Mann!
"Wie heißt du eigentlich?", erkundigte er sich.
"Franka", antwortete ich. "Und du?"
Er grinste breit, als sei er sich der Wirkung dessen, was er sagen würde, bewusst. "Angelo", flötete er, drehte sich um und lief mit seinen Freunden zum Strand. Was? Sein Ernst? Angelo... na klar! Sah aus wie ein Engel und hieß auch so. Karma war mal wieder ironisch unterwegs, soso!
Kopfschüttelnd setzte ich mich in Bewegung Richtung Spülstation.




2 Bruderliebe >